ALA (Alpha-Linolensäure)
Alpha-Linolensäure (ALA) ist eine essenzielle omega-3-Mehrfach ungesättigte Fettsäure und ein grundlegender Bestandteil der menschlichen Ernährung. „Essenziell“ bedeutet, dass der Körper sie nicht selbst herstellen kann; sie muss über die Nahrung aufgenommen werden – vor allem aus pflanzlichen Ölen und Samen [1, 2]. ALA ist die Stammverbindung der gesamten Omega-3-Familie und dient als Vorstufe für die langkettigen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Diese Umwandlung ist beim Menschen allerdings deutlich ineffizient [1].
Chemische Zusammensetzung und zentrale bioaktive Rollen
ALA ist eine Carbonsäure mit 18 Kohlenstoffatomen und drei cis-Doppelbindungen (18:3n-3). Ihre Bedeutung beruht sowohl auf der Funktion als Baustein als auch auf eigenständigen biologischen Aktivitäten, die zu gesundheitlichen Vorteilen beitragen.
Rolle | Beschreibung |
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Vorstufe für EPA und DHA | ALA ist der metabolische Startpunkt für die körpereigene Synthese von EPA und DHA, den langkettigen Omega-3-Fettsäuren mit ausgeprägten antiinflammatorischen und kardiovaskulären Wirkungen. Die Konversionsrate ist jedoch sehr gering: Nur ein kleiner Teil von ALA wird zu EPA und ein noch kleinerer zu DHA umgewandelt. Das unterstreicht die Bedeutung, EPA/DHA direkt aus marinen Quellen oder Supplementen zu beziehen [1]. |
Entzündungsmodulation | ALA konkurriert mit Linolsäure (Omega-6) um dieselben Enzyme. Eine ausgewogene Zufuhr von ALA kann die Bildung entzündungsfördernder Eicosanoide modulieren und so antiinflammatorisch wirken – ein Schlüsselfaktor für Nutzen bei Herz-Kreislauf- und Stoffwechselgesundheit [1, 2]. |
Neuroprotektion | ALA überwindet die Blut-Hirn-Schranke und zeigt neuroprotektive Eigenschaften. U. a. steigert es den Spiegel des brain-derived neurotrophic factor (BDNF), der für neuronales Überleben, Lernen und Gedächtnis wichtig ist. Entzündungshemmung und Vasodilatation tragen zusätzlich zu einem gesünderen zerebralen Milieu bei und könnten das Schlaganfallrisiko senken [2]. |
Gesundheitsnutzen
Studien verknüpfen eine höhere ALA-Zufuhr mit Vorteilen bei der Prävention und Begleitung chronischer Erkrankungen.
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Kardiovaskuläre Gesundheit: Höhere ALA-Aufnahmen gehen mit einem geringeren CVD-Risiko einher. ALA kann Blutdruck und Entzündungen günstig beeinflussen und die Gefäßfunktion verbessern. Leitlinien nennen für Risikopersonen häufig etwa 1 g/Tag Omega-3 (inkl. ALA) [2].
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Schlaganfallprävention: Hinweise bestehen sowohl für primäre als auch sekundäre Prävention. ALA fördert die Gefäßerweiterung in Hirnarterien und reduziert die Prävalenz Karotis-Plaques [2].
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Metabolisches Syndrom: Wachsende Evidenz aus experimentellen und klinischen Arbeiten zeigt günstige Effekte auf Insulinsensitivität und Entzündungsmarker [1].
Evidenzbasierte Dosierung
Empfehlungen zur ALA-Zufuhr sind international etabliert.
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Angemessene Zufuhr (AI): Erwachsene: 1,6 g/Tag für Männer, 1,1 g/Tag für Frauen [3].
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Therapeutische Bereiche: Für kardiale Vorteile werden in der Literatur oft ca. 1 g/Tag genannt [2]. Die FDA stuft bis 3 g/Tag langkettiger Omega-3 als GRAS ein; das dient als Orientierung für sichere Obergrenzen [2].
Reich an ALA sind v. a. Leinsamen, Chiasamen, Walnüsse und die entsprechenden Öle.
Sicherheitsprofil
ALA gilt bei ernährungsüblicher Aufnahme als sehr sicher; auch Supplemente in empfohlenen Mengen zeigen keine relevanten Nebenwirkungen.
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Allgemein: ALA ist für die meisten Erwachsenen in Lebensmittelmengen unbedenklich. Sehr hohe Zufuhr über Supplemente kann die Kalorienbilanz erhöhen [4].
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Wichtige Hinweise:
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Schwangerschaft/Stillzeit: ALA ist wichtig, jedoch sind Hochdosis-Supplemente in diesen Phasen unzureichend belegt – bevorzugt über die Ernährung zuführen [4].
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Prostatakrebs: Einzelne Studien berichten einen möglichen Zusammenhang zwischen sehr hoher ALA-Zufuhr und erhöhtem Risiko. Die Evidenz ist nicht abschließend; bei bestehendem/erhöhtem Risiko lieber keine Hochdosen [4].
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Nierentransplantation: Eine Studie fand bei hoher ALA-Aufnahme ein erhöhtes Sterberisiko nach Nierentransplantation. Betroffene sollten auf Supplemente verzichten [4].
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Wissenschaftliche Quellen
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Zhao, C., et al. (2021). The review of alpha-linolenic acid: Sources, metabolism, and pharmacology. Phytotherapy Research, 35(12), 6487-6502. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34553434/
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Blondeau, N., et al. (2015). Alpha-Linolenic Acid… Neuroprotective Properties. BioMed Research International, 2015, 519830. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4350958/
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Spritzler, F. (2023). How Much Omega-3 Should You Take Per Day? Healthline. https://www.healthline.com/nutrition/how-much-omega-3
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WebMD. ALPHA-LINOLENIC ACID (ALA) – Uses, Side Effects, and More. https://www.webmd.com/vitamins/ai/ingredientmono-1035/alpha-linolenic-acid
Category: Fettsäure